Rückblick – J+S-Modul kulturelle Vielfalt 2020

von Felix Furrer

Autor: Maximilian Stoller v/o Sturm (Abteilung Uster)

Was braucht es, damit der Cevi offener für Menschen aus allen Kulturen wird?  Diese Frage stand im Zentrum des J+S-Moduls kulturelle Vielfalt, welches Ende Oktober unter so manchen für unsere Kultur sonderbaren Bedingungen, stattgefunden hat.

Zum zweiten Mal wurde am 24. und 25. Oktober das J+S-Modul kulturelle Vielfalt von der Fachgruppe interkulturelle Öffnung des Cevi Schweiz angeboten. Eigentlich konnten viele bewährte Dinge vom letzten Jahr übernommen werden und doch war alles anders. Zur Öffnung gegenüber anderen Kulturen ist es auch notwendig, dass man sich den zentralen Aspekten der eigenen Kultur bewusst wird. Wie schnell man sich in seiner eigenen Kultur plötzlich nicht mehr zu Hause fühlt, konnten wir alle in diesem Pandemiejahr herausfinden. Masken sind das prägende Stadtbild, etwas was wir noch vor einem Jahr für unmöglich gehalten haben, wurde zur Realität. Mindestens zu Beginn hat sich dies für viele uns fremd angefühlt. Auch für unseren Kurs war es eine Umstellung, denn neben den Inhalten mussten wir uns an die strikten Verhaltensregeln halten. Trotz der aktuellen Situation wollten wir den Cevi-Nachmittag, welchen wir gemeinsam mit Kindern des Cevi Usters und Kindern mit Fluchthintergrund verbracht haben, nicht ausfallen lassen.

Schlussendlich hat aber alles gut geklappt. Die Kursteilnehmenden haben das nötige Rüstzeug mitgebracht und sich enorm engagiert, um auf die ungewöhnliche Situation professionell regieren zu können. Wir durften auch in diesem Jahr Interessierte aus unterschiedlichen Regionen und sogar unterschiedlichen Jugendverbänden begrüssen. Der persönliche Austausch, welcher immer zwischen den Programmblöcken rege stattgefunden hat, zeichnet das Modul ebenfalls aus und war Grundlage für viele bereichernde Gespräche.

Leider mussten einige Kursteilnehmende kurzfristig ihre Anmeldung zurückziehen, da sie aus persönlich oder beruflichen Gründen in der Startphase der zweiten Welle nicht teilnehmen konnten. Auch bei den Kindern war bis zum Samstagnachmittag nicht sicher, wer alles am Programm teilnehmen wird. Dank des Einsatzes des Cevi Usters und des Diakons der reformierten Kirche Uster, Rémy Beusch, war die Wiese rund um die Kirche dann doch gut gefüllt. Trotz den hinter Masken verborgenen Leitergesichtern, wurde bei Kindern und Jugendlichen viel gelacht. Es war einfach ein super gelungener Nachmittag für die schnuppernden Kinder, die Jungs und Leiter des Cevi Uster sowie die Kursteilnehmenden.

Das Thema des Programms war wiederum eine Weltreise mit spannenden Besuchen von Ländern rund um die Welt. Egal ob es ums Drehen eines Films in Hollywood oder Fischen in Finnland ging, jeder der Länder-Posten war seine Reise wert. Auch die Kinder aus den Flüchtlingsfamilien haben sich nach kürzester Zeit in den Gruppen wohlgefühlt, denn sowohl die Kinder als auch die Leitenden sind ihnen gegenüber sehr wohlwollend aufgetreten. Die Kursteilnehmenden redeten nicht nur über Integration, sondern waren Teil davon während dem gesamten Nachmittag.

Im Anschluss an das Cevi-Programm durften die Kursteilnehmenden auch kulinarisch in eine andere Kultur eintauchen. Die traditionelle Mahlzeit «Injera», welche aus Äthiopien/Eritrea stammt, hat den Dialog angeregt. Während dem Essen wurden persönliche Erfahrungen zum Thema Kultur und Herkunft ausgetauscht. Der Abend hat definitiv dazu geführt, dass wir uns an diesem Tag nicht nur mit praktischen Fragen der interkulturellen Öffnung, sondern auch mit eigenen Vorurteilen und Bildern in unserem Kopf auseinandergesetzt haben.

Die Nacht und den zweiten Kurstag haben wir dann in Rapperswil-Jona im Cevi-Haus verbracht. Hier stand vorallem die Vertiefung des Wissens rund um Zugangsbarrieren bei der interkulturellen Öffnung, sowie die Ansatzpunkte für ein eigenes Projekt im Zentrum. Mit Rollenspielen und Diskussionen sowie der Präsentation von Erkenntnissen aus früheren und bestehenden Projekten wurde den Teilnehmenden eine fundierte Grundlage vermittelt, um sich Gedanken in Bezug auf ihre eigene Abteilung zu machen. Ausserdem durften wir zum ersten Mal den Inklusionsleitfaden aus der bald erscheinenden Broschüre zum Thema «Inklusion im Jugendverband» vorstellen. Damit konnten wir abschliessend den Teilnehmenden eine bewährte und umfassende Struktur mit auf den Weg geben, die sie durch die manchmal holprigen Projektphasen eines Öffnungsprojektes führen kann.

Rückblickend war es für das Kursteam beeindruckend wieviele Ideen und Fragen die Kursteilnehmenden bereits aus Ihrer Jungschararbeit mitgebracht haben. Dieses Wochenende war dank den grossen Erfahrungs-Rucksäcken der Teilnehmenden auch für das Kursteam eine grosse inhaltlich, wie auch persönliche Bereicherung. Wie die abschliessende Auswertung zeigte, konnten auch die die Erwartungen mehrheitlich erfüllt werden. Trotz der Einschränkungen konnte ein positives Fazit vom Modul gezogen werden.

Zu guter Letzt möchte ich nochmals den Anfang dieses Rückblicks aufgreifen: Sich fremd zu fühlen ist für viele Menschen leider eine Realität und im Moment trifft dies, auch uns alle, unabhängig von unserer Herkunft. Daraus könnte man resigniert hervorgehen. Doch das muss nicht sein!
Wir haben oftmals das Gefühl, dass Inklusion nur in eine Richtung stattfinden kann. Wir bieten anderen eine Heimat an und sie lernen von uns. Wahre Inklusion ist aber ein wohlwollender, gegenseitiger Prozess, bei dem das wertschätzende Lernen voneinander wichtig ist. Ganz in diesem Sinne habe ich an diesem Wochenende auch von den Familien mit Fluchterfahrungen etwas lernen können: Auch wenn wir uns manchmal fremd fühlen an dem Ort, an welchem wir leben, soll uns dies nicht davon abhalten einander ein Lächeln zu schenken. Wir dürfen uns über schöne Momente freuen, auch wenn einiges den Bach runter zu gehen scheint!

Ein grosses Dankeschön gilt allen Teilnehmenden, den Cevianern der Abteilung Uster, der reformierten Kirche Uster – namentlich Rémy Beusch – und dem Cevi Schweiz für die Unterstützung der Fachgruppe interkulturelle Öffnung im Zusammenhang mit diesem J+S-Modul.

für das Kursteam

Maximilian Stoller v/o Sturm (Abteilung Uster)

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